
BEDINGUNGEN einer langfristig sozial und ökologisch verträglichen Verkehrspolitik:
Verkehrspolitik hat eine ganze Reihe von Bedürfnissen zu berücksichtigen. Neben der Gewährleistung der für den Bürger (w/m) und die Wirtschaft notwendigen Mobilität sind soziale, ökologische, (volks-)wirtschaftliche Aspekte zu berücksichtigen.
VERKEHRSPOLITIK ist gleichzeitig Regional-, Umwelt- und Sozialpolitik
und hat überdies eine stabile (krisensichere) gesellschaftliche Entwicklung zu gewährleisten. Das bedeutet eben, dass sie nicht allein nach (unvollständig) „betriebswirtschaftlichen“ Aspekten betrieben werden kann. Sie muss sinnvoll sein und dort steuernd eingreifen, wo der Markt versagt (war ja auch bei Banken so in der Bankenkrise 2008/09).
KERN der These
- Dem undifferenziert übernommenen Defizit einer Bahnstrecke wird die Vermutung gegenübergestellt, dass der Straßenverkehr seine Kosten(-wahrheit) selbst trägt – ohne den Problemkreis der sozialen Kosten entsprechend zu würdigen. Die Umlegung dieser Kosten auf den Verursacher würde aber die Markt-Chancen des Verkehrsmittels Eisenbahn deutlich verbessern – vor allem im ländlichen Raum.
- Die in der Markttheorie enthaltene Annahme, dass die Summe von Einzelentscheidungen, die nach individueller Nutzenoptimierung ablaufen, automatisch zu einem gesellschaftlichen Optimum führt, ist beim Verkehrssektor nicht richtig. In der Praxis führt die Summe der (egoistischen) Einzelentscheidungen, z.B. für die Fahrt zum Arbeitsplatz das Auto zu benützen, oft zu längeren Reisezeiten für alle, inklusive denen, die das mit dem Bus tun und vom allgemeinen Verkehrsstau betroffen sind.
- Hier ist die Theorie „Prisonner’s Dilemma“ zu erwähnen, wobei gerade bei der Verkehrsmittelwahl dieses Problem durch eine Reihe von irrationalen Bindungen an das individuelle KFZ verstärkt wird.
Diese Theorie beschreibt, auf die Verkehrsmittelwahl bezogen, folgendes Dilemma der Entscheidungsfindung:
Jede(r) weiß, dass der Autoverkehr eine Reihe von negativen Auswirkungen hat. Der Verzicht des/der Einzelnen aufs Auto, z.B. für die Fahrt zur Arbeit, bewirkt einen sehr marginalen Entlastungseffekt, der u. U. mit erheblichen persönlichen Nachteilen (längere Fahrzeit) verbunden ist.
SICHERUNG der Mobilität
Mobilität zu sichern ist per definitionem der wichtigste Zweck des Verkehrssystems. Wenn keine Mobilitätsbedürfnisse zu befriedigen wären, hätte ein Verkehrssystem keine Daseinsberechtigung. Doch gerade hier sind eine Reihe von Fehleinschätzungen und -meinungen an der Tagesordnung. Aussagen wie…
„Der Verkehr nimmt ständig zu, daher müssen wir die Straßen ausbauen“
sind heute immer noch Standard des Großteils der verantwortlichen Politiker und leider auch immer noch vieler Fachleute/Experten. Dabei ist dieser Satz in zweifacher Hinsicht falsch, und zwar grundlegend:
1. Verkehr ist nicht gleich Straßenverkehr
Jahrelang wurde nur die Entwicklung des KFZ-Verkehrs wahrgenommen, alle anderen Verkehrsmittel wurden einfach ignoriert. Doch die Trivialität spricht nun langsam herum, wie eine Reihe von Verkehrskonzepten der letzten Jahre beweist. Doch dieser Trugschluss ist der für die Verkehrsplanung weniger fatale. Von viel größerer Bedeutung ist der folgende:
2. Das Verkehrsaufkommen ist unabhängig Angebot an Verkehrsmitteln
Unsere Autobahnen müssten heute eine Belastung von wenigen Fahrzeugen pro Tag aufweisen und für die Bedienung der Eisenbahnstrecken würde kapazitätsmäßig ein kleiner Triebwagen pro Tag ausreichen – der überdies halb leer wäre – wenn diese fatale Annahme richtig wäre. Denn dann dürfte eigentlich seit dem Mittelalter das „Bedürfnis“, z.B. von Salzburg an die Adria zu fahren, nicht gestiegen sein. Dieses war im 16. Jhdt. sicherlich sehr, sehr gering, während es heute ein nicht unbedeutendes „Bedürfnis“ ist, diese Strecke an einem Wochenende hin und zurück zu fahren. Es ist also in der Zwischenzeit etwas passiert, was unsere Verkehrs“bedürfnisse“ schlagartig erhöht hat.
Dies lässt sich einfach mit dem Satz
„Gelegenheit schafft Verkehr“ - dasselbe gilt beim Güterverkehr
beschreiben und besagt, dass erst das Angebot von höherwertigen Verkehrsmitteln „Bedürfnisse“ schafft, die ohne diese gar nicht vorhanden wären.